Aachener Nachrichten: Lieber Fakten anstelle von Meinungen und Gefühlen

CO2-Messgeräte waren das Thema eines Artikels in den Aachener Nachrichten. In dem Artikel „Fast 500.000 Euro für Geräte, die keiner will“ von Annika Kasties (Aachener Nachrichten) heißt es: „Ein ‚CO‘-Messgerät – auch CO2-Ampel oder -Melder genannt – soll die Konzentration von Kohlendioxid in Innenräumen messen. Das Prinzip ist einfach: Leuchtet das Gerät grün auf, wird die CO2-Konzentration als unbedenklich eingestuft. Schaltet die Ampel auf Rot, sollte gelüftet werden.“

In dem Artikel „Alle 20 Minuten lüften – oder doch nicht?“ (Aachener Nachrichten) unterstreicht Frau Kasties die Nützlichkeit von CO2-Messgeräten, indem sie schreibt: „Im Zuge der Corona-Pandemie wurde der Ruf nach ihnen besonders laut. Sie weisen das Coronavirus nicht nach. Eine erhöhte CO2-Konzentration deutet aber nach Ansicht von Experten darauf hin, dass zu lange nicht gelüftet wurde und damit auch das Infektionsrisiko erhöht sein kann.“

Professor Elsen hat zu diesem Thema einen Leserbrief geschrieben.

Zu unserem Bericht „Fast 500.000 Euro für Geräte, die keiner will“ schreiben Stefan Schiffer, Michael Reke und Ingo Elsen: Leider listet der Artikel im Wesentlichen Meinungen, Gefühle und nur teilweise falsche Aussagen auf, ohne auf bekannte und wissenschaftlich belegte Fakten einzugehen. Daher möchten wir einige Punkte zum Nachdenken anregen: Es wäre für die Qualität des Artikels sicherlich förderlich gewesen, den Wahrheitsgehalt der Aussagen zu recherchieren. Die CO2-Messgeräte – sofern sie einen sogenannten NDIR-Sensor verwenden – erlauben eine sehr genaue Bestimmung des CO2-Gehalts in der Raumluft. Dabei ist der Zusammenhang zwischen dem CO2-Gehalt und der Konzentration von Aerosolen in der Raumluft längst wissenschaftlich erwiesen. Es ist bekannt, dass CO2-Messgeräte den Virus nicht nachweisen können. Allerdings ist der CO2-Gehalt ein Indikator für die Konzentration von Aerosolen in der Raumluft. Da Coronaviren im Wesentlichen durch Aerosole übertragen werden, zeigt ein zu hoher CO2-Wert direkt an, dass das Infektionsrisiko stark erhöht ist, sofern sich Corona-positive Personen im Raum aufhalten. Darüber hinaus gibt das Umweltbundesamt sehr klare Lüftungsregeln vor, wann ein Raum in Abhängigkeit von der CO2-Konzentration gelüftet werden sollte, denn ein zu hoher CO2-Wert senkt die Wachheit des Menschen und ist in sehr hohen Konzentrationen giftig für den menschlichen Körper. Seit fast einem Jahr sammelt die Fachhochschule Aachen in Zusammenarbeit mit Schulen und Privatpersonen im Aachener Raum CO2-Messwerte. Aus den inzwischen mehr als 130 Millionen Einzelmessungen wird deutlich, dass eine Lüftungsroutine nicht „erlernbar“ ist, denn der Verlauf der Konzentration folgt keinen allgemeinen Regeln, die für jeden Raum und jede Situation vorhersehbar wären. Vielmehr sollten die Werte der CO2-Messgeräte genau beobachtet und dann nach den Vorgaben des Umweltbundesamtes gelüftet werden. Friederike Franzen-Schmidt schreibt zum gleichen Thema: Wir haben uns sehr über den obigen Artikel geärgert. Ein CO2-Messgerät misst tatsächlich den CO2-Gehalt in der Luft, der – für den Menschen unmerklich – in geschlossenen Räumen ansteigt. Da dieses CO2 aus der Atemluft stammt, mit der gleichzeitig auch Aerosole ausgeatmet werden, steigt diese parallel zum CO2-Gehalt an. Wie jeder Interessierte nach so langer Zeit der Pandemie von vielen Virologen, Epidemiologen und Ärzten erfahren kann, halten sich – möglicherweise vorhandene – Coronaviren an diesen Aerosolen fest. So kann ich bei dem definierten CO2-Gehalt in der Raumluft gleichzeitig auf die Ansteckungsgefahr durch Coronaviren auf Aerosolen schließen. Wenn jemand Angst vor dem Rot der CO2-Ampel hat, würde ich dieses Gefühl durch Erklärungen in berechtigte Sorge umwandeln! Ich selbst unterrichte mit CO2-Ampel. Die Schüler verhalten sich verantwortungsbewusst und machen mich eventuell auf einen Farbwechsel – bis zum Lüften – aufmerksam. Kein CO2-Messgerät aufzustellen, um eine mögliche Gefahr nicht zu bemerken, wäre genau dasselbe, wie nicht zu Vorsorgeuntersuchungen oder zum TÜV zu gehen, um die Augen vor einer möglichen Gefahr zu verschließen. Für mich ist das kein wünschenswertes Verhalten in einer Schule. Wenn Herr Stefan Auler von der CDU nicht weiß, in welcher Raumhöhe Menschen ein- und ausatmen, wenn er nicht weiß, wie sich Aerosole in der Raumluft verteilen – wir haben die RWTH in Aachen, deren Experten solche Dinge gut erklären können. Es gibt auch sehr gute Erklärungsvideos im Internet. Wenn sich Frau Pola Heider von den Grünen auf die Lüftungserfahrung verlässt, verlässt sie sich dann auch auf das Gefühl der lüftenden Lehrerin, wie schnell die Raumluft bei unterschiedlichen Außenlufttemperaturen und Windverhältnissen ausgetauscht wird? Ein Messgerät kann verlässliche Fakten liefern und eine Meinung sollte immer auf Fakten beruhen!

Nachschlagewerke